1870
Die Ortsbezeichnung „Oberbrügge“ ist erst jüngeren Datums. Vor dem Jahre 1891 hieß der Ort Vollme oder Brügge II. Unser Verein, der am 1. Juni 1870 gegründet wurde,trug deshalb zunächst den Namen„VollmerTurnverein“. Erst am 24. 2.1934, nachdem der im Jahre 1931 gegründete „Spiel und Sportverein Oberbrügge“ sich mit dem Vollmer Turnverein zusąmmenschloß, erfolgte die Umbenennung in „Turn- und Sportverein Oberbrügge 1870“. Als Gründungsmitglieder des Vollmer Turnvereins sind in dem noch vorhandenen ältesten Protokollbuch aus demJahre 1875 die Turnbrüder H. Dunker, Aug. Schmidt, Erwin Kretzer, Fr. Boeing, H. Butt, G. Pickardt, Reinh. Berghaus, W. Ehringhaus, R. Werner, G. Quabeck, Fr. Schriever, Gust Blume und Otto Vollmann genannt.
1874
Der Verein war Mitbegründer des Turnverbandes für die Grafschaft Mark.
1875
Die ersten Statuten desVereins Wurden in derGeneralversammlung vom 18. 02.1875 beschlossen. Der § 1 lautete: DerZweck des Vereins ist Übung imTurnen, Unterhaltung und geselliges Vergnügen“. Auch die beiden letztgenannten Zwecke haben ausweislich, der Protokolle im Vereinsleben der Jahre 1875 bis 1886 eine große Rolle gespielt. Es wurden Turnfahrten unternommen, Stiftungsfește und Turnerkränzchen gefeiert, Leseabende veranstaltet, zu denen der Verein teilweise die Bücher beschaffte und auf Beschluß der Generalversammlungen mancher Anker (=Faß) Bier auf Kosten der Vereinskasse getrunken. Der Turnbetrieb fand im Sommerhalbjahr auf dem Turnplatz an der Volme statt, den die Fa. C. H. Steinbach dem Verein kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Heute befindet sich an dieser Stelle der Betrieb der Fa.Lüsebrink, im Winterhalbjahr wurde dasTurnen meistens eingestellt, weil entweder ein geeigneter Saal fehlte oder die vorhandenen Räumlichkeiten zu ungesund waren, wie es in einem, Beschluß derGeneralversammlung vom 9. 10.1877 heißt. Aus den Statuten von 1875 ist noch erwähnenswert, daß zurAufnahme neuer Mitglieder, die auf Vorschlag eines Mitgliedes durch Ballotage (Abstimmung) erfolgte, dieZustimmung von zwei Dritteln der bei der Generalversammlung anwesende stimmberechtigten Mitglieder erforderlich war. Die Aufnahmegebührbetrug 3,00 Mark, der monatliche Beitrag 0,25 Mark. Die heute noch vorhandene Fahne des VollmerTurnvereins stammt aus dem Jahre 1875. Die Fahnenweihe fand im Juli jenes Jahres statt.
1879
Der Märkische Turngau, der bei seiner Gründung im Jahre 1874 20 Vereine mit rd. 2000 Mitgliedern umfaßte, wurde – um einen besseren Überblick zugewinnen und die Turnerei intensiver betreiben zukönnen – am 5. Mai 1879 in 7 Bezirke eingeteilt. Der Vollmer Turnverein kam zum 6. Bezirk, dem bei der Gründung außerdem die folgenden vier Vereine angehörten: TV Halver ( gegr. 1846), Lüdenscheider TV (1861), TV Kierspe (1879) und Meinerzhagen (1870). Dem 6. Bezirk des MärkischeńTurngaues hat unser Verein bis zum 31. 12. 1932 angehört.
1881
Im Oktober des Jahres 1881 wurde das Vereinslokal von der Rhadermühle nach Ehringhausen in die „Gaststätte“ des Herrn Heinrich Giersieper“ (ehemals Franz Thiel) verlegt. Wie groß der Idealismus in jener Zeit war, zeigt ein Beschluß der Generalversammlung vom 10.06.1881: „Die Mitglieder, welche sich an dem Gauturnfeste (in Iserlohn) beteiligen, machen die Reise per Fuß nach Altena und von da aus nach Iserlohn per Bahn“.
1891
Am 15.10.1891 fand eine Wersammlung statt, in der ein neuer Vorstand gewählt wurde. Der Vorstand wurde beauftragt, mit dem Wirt Reinecke (Gaststätte Budde) der die Absicht hatte, einen ebenfalls als Turnhalle zu Verwendenden Saal zu bauen, einen „Contract“ abzuschließen, Aber aus dem Bau des Saales wurde nichts und die Vereinstätigkeit ruhte weiter bis 1897. In der Zeit von 1887 bis 1897 besuchte die Jugend des Ortes die Turnstätten in Halver, Brügge und Berkenbaum.
1897
In der Versammlung vom 18.06.1897 wurde der Vollmer Turnverein Wieder ins Leben gerufen. Der Wirt Herr Otto Alberts erbaute in diesem Jahr die „geräumige Germaniahalle“ (später Hüttebräucker, jetzt Ehringhauser Krug) und stellt sie dem Verein zur Benutzung zur Verfügung. Eine Sammlung erbrachte das zur Anschaffung von Geräten erforderliche Geld und der Turnbetrieb wurde mit großem Eifer wieder aufgenommen. Das Mitgliederverzeichnis von 1897 enthält die für den kleinen Ort stattliche Anzahl von 234 Namen.
1898
Das Trommler- und Pfeiferkorps des Vollmer Turnvereins wurde 1898 wieder aufgestellt.
1901
Am 22. und 23. 06.1901 wurde das 12. Bezirksturmfest des 6. Bezirks in Oberbrügge ausgerichtet. Die Turnerei innerhalb des Wollmer Turnvereins ist bis zum Jahre 1920 reine „Männersache“ gewesen.
1905
Die Damen werden in den Protokollen überhaupt erstmals im Jahre 1905 erwähnt; sie durften in diesem Jahre an einem Ausflug zur Glörtalsperre teilnehmen.
1906
Anträge auf Gründung einer dem Verein angegliederlen Damenabteilung wurden von den Generalversammlungen in den Jahren 1906 und 1907 abgelehnt.
1913
Im Jahre 1913 wurde der LenneVolme-Turngau gegründet. Der Märkische Turngau, dem Anfang des Jahres 1913 169 Vereine mit 23.602 Mitgliedern angehört hatten, verlor hierbei 25 Vereine mit 3.145 Mitgliedern. Aus dem 6. Bezirk traten folgende Vereine zum Lenne-Volme-Turngau über: Lüdenscheider TV Grünewald, Turngemeinschaft Lüdenscheid, Lüdenscheid-Höh, Kierspe, Jahn Kierspe, Berkenbaum und Rönsahl. Danach bestand der 6. Bezirk noch aus den Turnvereinen Jahn Lüdenscheid, Brügge, Meinerzhagen, Halver, Halver „Unter den Linden“, Oeckinghausen, Schalksmühle, Grünenbäum und Oberbrügge.
1914
In den Jahren 1913/14 wurde mit finanzieller Hilfe der Regierung, des Kreises und der Gemeinde Halver der Sportplatz Ehringhausen angelegt, der im Jahre 1930 noch um rd. 20 Meter in Richtung Halver verlängert wurde. In den letzten Jahren vor der Anlegung des Platzes hatte der Spielbetrieb (Faustball, Schlagball) auf einer Wiese hinter dem HüllebräuckerSchen Saal stattgefunden. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges richtete der Verein am 18. und 19. 7. 1914 auf dem neuen Sportplatz das 22. Bezirksturnfest aus.
1916
Während des Krieges ist der Turnbetrieb – so gut es ging – aufrecht erhalten wurden. Am 25. 06.1916 wurde in Ehringhausen noch das Jugend-Bezirksturmfest durchgeführt.
1918
Im letzten Kriegsjahr hat der Sportplatz als Ackerland gedient, er wurde aber 1919 wieder hergerichtet. In der ersten Zeit nach dem Kriege ließ der Turnbetrieb „in Anbetracht der vielen Lustbarkeiten“ zu Wünschen übrig, er besserte sich jedoch bald wieder.
1920
In der Generalversammlung vom 24.04.1920 wurde die Bildung einer Damenriege beschlossen und § 3 der Satzung entsprechend geändert: „Der Verein besteht aus Turnern, Turnerinnen, TurnSchülern, Turnfreunden und Ehrenmitgliedern“. Das 50-jährige Jubiläum des Vereins wurde mit Kommers, Schauturnen und vielen anderen Vorführungen am 11. und 12. 09.1920 festlich begangen.
FORTSETZUNG FOLGT!
Quelle: Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum